..."Der Eindruck der Verworrenheit der Welt täusche also und bilde sich nur im menschlichen Verstand ab, der innerhalb der Grenzen des empirischen Wissens verbleiben muss. Der anamorphotische Standpunkt liegt damit unerreichbar außerhalb der menschlichen Sphäre.“
(„Der entstellte Blick: Anamorphosen in der Kunst, Literatur und Philosophie“ von Kyung-Ho Cha und Markus Rautzenberg, Seiten 10-11)
So geht es mir selber um eine eigene uneingeschränkte und flexible Denkweise, die ich erreichen möchte, um auf meine Umgebung, auf andere, auf die Kunst und auf mich selbst ohne Scheuklappen, nüchtern und offen gegenüber treten zu können. Allerdings beschreibt das auch den Konflikt, dass das menschliche Unvermögen über seine Perspektive hinaus sehen zu können, präsent ist. Sowohl die Form, als auch der Inhalt meiner Arbeiten lädt ein, beim Betrachten in Bewegung zu bleiben.
Hier ist der Schnittpunkt meines künstlerischen Gedankens zwischen dem kosmogonischen “Holographischen Prinzip” und der Philosophie der Anamorphose. Man muss sich entfernen, um den Überblick zu erhalten. So verliert man aber den Blick für das Detail. Verliert man sich im Detail, verschwindet der Überblick. Es ist formal und thematisch ein flexibles Sehen von Nöten. Topologische Räume verlieren allerdings nicht ihren Inhalt bei einer Mannigfaltigkeit.
Es ist der Betrachter, dem diese Information entgleiten kann. Ich sehe eine indirekte Überschneidung mit der modernen Zeit und der Zeit, in der die Anamorphose entwickelt wurde. Die von Maßlosigkeit und Prunksucht Weniger im Gegensatz zur Armut Vieler gekennzeichneten Zivilisation des Barock, ähnelt unserer jetzigen Zeit sehr.
Wir haben in der westlichen Zivilisation ein Übermaß an allem und einen seltsamen Umgang damit: Fressen, Saufen, Sex und Dekadenz, während in anderen Teilen der Welt Leid, Fanatismus, Willkür, Ausbeutung und Gewalt über den Ländern schwebt. Deshalb finde ich meine intuitive Vorliebe für meist sehr opulente und gefüllte Blätter in Kombination mit düsteren oder seltsamen Gestalten als einen passenden Spiegel unserer neobarocken Zeit.